Mensch, Robo!

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Bühne frei fürs Speed-Dating mit faszinierenden Robotern und Androidinnen, unseren charmanten Freunden und smarten Helfern im Alltag.

In Japan stellen Dienstleistungs- und Assistenzroboter Tag für Tag die Task Force für menschliche Bedürfnisse und Engpässe. Sie sollen die alternde Gesellschaft fachlich ergänzen und persönlich unterstützen. ERICA hilft an der Rezeption, Lovot gegen Einsamkeit. Immer menschlicher wirkende ­Roboter sind auch andernorts gern gesehen.

Formvollendet bewegt sich der humanoide Roboter Pepper in Gesellschaft sowie im Geschäft: Er hört zu, spricht und tanzt sogar.

Die Bäckereimitarbeiter drehen sich noch einmal im Bett um, während ihre Cobot-Kollegen Backbleche für den Ofen vorbereiten und die Auslagen im Geschäft appetitlich bestücken. Ein kollaborierender Roboter, ein Backwarenpräsenter, der mit Künstlicher Intelligenz den Überblick behält, sowie ein netzwerkfähiger Backofen, der automatisch be- und entlädt, kümmern sich im Morgengrauen gemeinsam um frische Backwaren für den Frühstückstisch. Zusammen sind sie das Team-System „Bakisto“ aus japanischem Roboter, bayerisch-schwäbisch verwurzeltem BakeOff i und württembergisch-schwäbischem Dibas blue2 mit TrayMotion. . Die menschlichen Kollegen kommen später. Und deshalb lieber. Längst kein Einzelfall mehr: Handwerk und Handel arbeiten mit Cobots, weil sie flexibel sind, ohne Schutzzäune auskommen und einfach zu programmieren sind.

Nach japanischem Verständnis haben Roboter eine Seele. Wie alles in der Natur. Warum sollte irgendetwas ­leblos, gar tot sein, das um uns ist, uns sogar berührt? Das klingt nett, vor allem, wenn Roboter Menschen ersetzen sollen oder müssen. Robots-as-a-Service übernehmen nicht nur in Manga-Comics wichtige Rollen, wenn der demographische Wandel und das Fehlen von Fachkräften zum Ablegen unbequemer Routinen ermuntern. „Darf ich Dir einen Kaffee anbieten?“ – die Worte des Robotergefährten Pepper aus dem Hause Softbank, beziehungsweise Aldebaran und der United ­Robotics Group, klingen verführerisch bei einem Gang über die Internationale Funkausstellung. Charmant lockt der kugeläugige Kommunikationsprofi erschöpfte Messebesucher an einen Smart-Technik-Stand. Wie so oft können Menschen, die er anspricht, dem freundlichen Maschinenwesen nicht widerstehen, zumal er bereitwillig Auskünfte gibt und den Weg weist. Pepper, diese Urform eines humanoiden Serviceroboters aus Armen, Kopf, Touchscreen sowie fahrendem Unterbau, ist auch als Gesellschafter in Seniorenheimen beliebt. Der Sozialroboter reagiert auf Emotionen, schenkt Zuwendung. Und er unterhält interaktiv mit Spielen und Fitnessanleitungen. Doch da geht noch mehr. Kaffee einschenken kann Pepper nicht. Ebenso wenig wie Schachspielen oder Spülmaschine-Ausräumen: Fähigkeiten, wie sie die nächste Generation von Assistenzrobotern für den Alltag allmählich erwerben. Dafür braucht es technologische Errungenschaften wie erweiterte Sprachmodelle, Künstliche Intelligenz (KI), feinfühlige Sensorik, Greifarme mit Multifunktionshänden, Rundum-Kamerasysteme. Am besten sogenannte „multimodal verschränkte Systeme“, für die autonomes, reflexhaftes Verhalten sowie Transferleistungen in digitalen und sich verändernden Umgebungen alltäglich sind.

Dieser Roboter nimmt Ihr Geschirr mit, aber kein Trinkgeld

„Du hast aber warme Hände!“ Wer die schnurrende Hightech-Servierkatze BellaBot streichelt, bekommt nicht nur seine Bestellung, sondern auch ein Kompliment.

„Du hast aber warme Hände!“ Wer die schnurrende Hightech-Servierkatze BellaBot streichelt, bekommt nicht nur seine Bestellung, sondern auch ein Kompliment. (© Joeri – stock.adobe.com)

Auch außerhalb von Fabriken erleichtern Roboter die Arbeit und das Leben. Mobile Service- und Transport­roboter unterstützen Menschen beispielsweise als Kellner in Restaurants. Servi ist ein höfliches Serviertablett auf Rädern. Entstanden aus einer Kooperation der Softbank Robotics Group mit Bear Robotics. Der Innenraumroboter serviert zielorientiert, patrouilliert und sammelt Geschirr ein. Draußen vor der Tür wurde im Bezirk Meguro schon das Minimobil von ZMP, einem Tokioter Pionier im Roboterdesign gesichtet, das als Auslieferungsroboter den Weg zur digitalen Stadt erschließen soll. Ein nettes Lächeln, eine freundliche Frage, ob der Gast eine gute Reise oder einen schönen Tag hatte und das sogar in der passenden Sprache: Derart mitmenschliche Dienstleistung sollen in Japan in sogenannten Henn-na-Hotels androide Roboter erbringen. Etwa Rezeptionisten, die Menschen nachempfunden werden, mit Silikonhaut und einem Wimpernschlag, der Lebendigkeit simuliert. Das japanische „Henn na“ heißt auf Deutsch „vorwärtsgewandt“ oder „wechselnd“. Ein solchermaßen hochautomatisiertes Übernachtungsressort in Nagasaki schaffte es sogar ins Guinness Buch der Rekorde. Auf der CES stellten Pollen Robotics ihren französischen Roboter Reachy vor, ein gruselig-freundlicher Open-Source-Typ, mit KI im Köpfchen und Rollen an den Beinen, der etwa Schlüssel an einer Hotelrezeption ausgeben kann. Mit ihren Greifhänden rücken solche feinfühligen Gefährten den Menschen im Alltag näher und werden vielerorts nützlich.

(© Vershinin89 – shutterstock.com)

The show must go on: Asimo, ein Liebling von Japanern und der Besucher des Landes, schüttelte sogar der früheren deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel die Hand. Seit Honda den humanoiden Roboter in den 1980er-Jahren gebaut hat, wurde Asimo nicht einfach älter. Er entwickelte sich weiter. Mittlerweile kann das Roboter-Urgestein sogar Fußball spielen, wird dabei allerdings per Funk gesteuert. Unterschiede verwischen sich sogar, wenn zwischen Partnern aus dem Maschinenraum und der sportlichen Weltspitze gewählt wird. Fans nennen Tennis-Star Rafael Nadal eine Maschine. Ähnlich treffsicher saust der koreanische Trainingsroboter iVolve Pro über den Court. Die mit Künstlicher Intelligenz und Computer Vision ausgestattete Ballmaschine von Curinginnos ersetzt einen menschlichen Gegner. Die Preisträgerin der CES 2023 schlägt mal hier, mal dort rasant Bälle auf.

Schick Deinen Doppelgänger in die Schule

Die Work-Life-Balance wird immer wichtiger. Ebenso Pragmatismus, Effizienz und smarte Lösungen für schwierige Situationen. Länger schlafen, statt früh und über lange Wege zum Termin zu starten: das geht. Mit Telepräsenzrobotern, wie denen von Double Robotics, kann jeder an realen Zusammenkünften virtuell teilnehmen, indem er sich via PC oder Smartphone auf seinen Stellvertreter schaltet. Für kranke oder immungeschwächte Schüler, Studenten und Dozenten sitzen die Doubles mit Displaykopf, ausgestattet mit Lautsprechern, Mikrofonen und Kameras, auf deren Plätzen. Bei Logistik- und Lagerarbeiten fährt der smarte Doppelgänger anstelle „seines“ Menschen durch Lager und Büros und checkt die Lage. Auch in Krankenhäusern und Altenheimen entlasten vorbeischauende Teleroboter das menschliche Personal oder ermöglichen sonst nicht erlaubte Vorort-Besuche, indem sie Freunde und Angehörige auf ihren Displays live zuschalten.

In Europa bevorzugen Menschen ­Roboter, die ihnen nicht zu ähnlich ­sehen, aber trotzdem smart sind.

Ganz besondere Fernarbeiter kommen aus einer kreativen Forschungsschmiede in Japan. Die Rede ist von Roboter gewordener Telefonie, von wie Wachsfiguren wirkenden Androiden, die Grenzen zwischen Menschen und Maschinen verwischen sollen. Als „Telenoiden“, die der Robotik-Ingenieur Hiroshi Ishiguro an der Universität Osaka erschuf, nehmen die Stellvertreter sogar die Bewegungen und die Mimik des Menschen live über ein Computerprogramm auf. Sie übertragen via Sprachsoftware seine Worte. Diese Puppen, humanoide Androiden, sehen etwa im Falle ihres Schöpfers aus wie ihr Mensch. Telenoiden tragen vielleicht sogar seine Haare. Vervielfachen kann sich ein vielgefragter Mensch mit solchen Telepräsenzrobotern nicht, da er sie aus der Ferne steuert, sie ihn nur verkörpern. In der Variante als softe, haarlose Wesen für jedermann in Serie sind Telenoiden keine Klon-Versuche in Robotergestalt, sondern einfach nur ein wenig menschlich.

Weiter sind Geminoide F-, denen die Kognitionswissenschaft Bedürfnisse beibringen will, die sie zum eigenständigen Handeln bewegen: etwa Lächeln, um geliebt zu werden. Die humanoide Androidin ERICA ist bereits autonom, innerhalb ihres Bezugsraums: Die junge Frau arbeitet an Rezeptionen, von Hotels, Seniorenheimen oder auch in einem Forschungslabor in Japan. Im Science-Fiction-Film b bekam sie eine Hauptrolle in Hollywood. Humanoide Androiden wie ERICA punkten mit menschlicher Optik, Reaktionen, Kopfschütteln oder sinnierend wirkenden Antworten auf Schlüsselwörter im Gespräch: Das genügt fürs Erste, um eine Art persönlicher Beziehung zwischen Roboter und Mensch aufzubauen.

Starke Krankenpfleger und therapeutische Tiere

„Das trage ich!“ In Themenparks packen digital ausgestattete Dinosaurier beherzt mit an und entlasten das Hotelpersonal.

„Das trage ich!“ In Themenparks packen digital ausgestattete Dinosaurier beherzt mit an und entlasten das Hotelpersonal. (© Beru – shutterstock.com)

Roboter haben auch therapeutische Wirkung: In einer japanischen Entwicklerwerkstatt wurde die Sattelrobbe „Paro“ im letzten Jahrtausend geboren. Seit 2004 wird der persönliche, medizinische Roboter verkauft. Ihr Erfolgsweg führte die niedliche Roboterrobbe auch in deutsche Einrichtungen. Ein Kuscheltier zum Streicheln und Gernhaben, das mit seinen lebendig wirkenden Reaktionen anregend auf Demenzkranke wirken soll. Gegen Einsamkeit soll Lovot kämpfen, der – obwohl er wie ein Faultier aussieht – hinter seinen Menschen herläuft, große Kulleraugen, ein Herz voller KI und einen kuscheligen Anzug hat. Er ist ein weiteres „Kind“ von Kaname Hayashi, dem Vater von Pepper, der mittlerweile Chef des japanischen Start-ups Groove X ist.

Androide Empfangsdame an der Rezeption des Hen-na-Hotels in Ginza

Androide Empfangsdame an der Rezeption des Hen-na-Hotels in Ginza (© Ned Snowman – stock.adobe.com)

Die Zukunft ist an manchen Orten schon Gegenwart für den humanoiden Aeo, einen robotischen Assistenten, der in offenen, menschlichen Umgebungen die Menschen zufriedener und produktiver machen soll. Aeolus Robotics will seine intelligenten Roboterdienste aus Japan nach Europa und in die USA bringen. Das heißt, Roboter sind am Start, wenn es um den Anwendungsfall „Abholen-Navigieren-Zustellen“ oder um „Überwachen-Entscheiden-Warnen“ geht. Etwa in der Altenpflege, in Hotels, auf Flughäfen, in Restaurants und Sicherheitseinsätzen. Aeo ist einerseits stark, sodass er schwere Lasten heben kann, geht mit seinen zwei Händen andererseits zart mit Medikamenten oder Elektronik um. Eine Hand desinfiziert und liefert aus, während der zweite Arm die Tür öffnet. Technologien wie Navigation, Deep Learning, KI und Vision helfen ihm dabei.

„Das trage ich!“ In Themenparks packen digital ausgestattete Dinosaurier beherzt mit an und entlasten das Hotelpersonal.

„Das trage ich!“ In Themenparks packen digital ausgestattete Dinosaurier beherzt mit an und entlasten das Hotelpersonal. (© Ned Snowman – stock.adobe.com)

 

 

 

Profis zeigen Profil:

Interview

Roboter so intuitiv wie Smartphones machen

Drei Fragen an Professor Bruno Siciliano

Herr Professor Siciliano, vor fünf Jahren haben wir auf der Automatica in München über den Trend zu mobilen, persönlichen Robotern gesprochen. Inzwischen kündigen sich die ersten Roboter an, die im Haushalt oder in der Pflege zugreifen können und die idealerweise auch auf Sprachanweisungen reagieren. Naht die Zeit, in der persönliche Roboter für den Menschen als persönliche Begleiter so wichtig sind wie Smartphones?

Im Dezember 2006 schrieb Bill Gates im Scientific American, dass wir uns am „Beginn des Zeitalters der Roboter“ befinden und dass wir innerhalb von etwa zwei Jahrzehnten „einen Roboter in jedem Haus“ haben werden. Diesem Szenario kommen wir immer näher. Meiner Meinung nach besteht die große Herausforderung darin, die Roboter so intuitiv wie möglich zu machen, damit sie von jedem Menschen benutzt werden können, wie kommerzielle Plug-and-Play-Geräte, zum Beispiel Smartphones und Tablets. Erst dann werden wir einen persönlichen Roboter als Begleiter in unserem täglichen Leben haben, am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Schule, im Krankenhaus, in der Landwirtschaft und praktisch in jeder menschlichen Umgebung An diesem Tag werden die Roboter mit den Menschen zusammenleben, und die Robotik wird zu einer durchdringenden und allgegenwärtigen Technologie geworden sein.

Werden Roboter jemals in der Lage sein, sich um ältere Menschen oder Kinder zu kümmern?

Dies ist eine wichtige, ethische Frage. Wenn man sich japanische Familien anschaut, haben sie Pepper zu Hause, einen Roboter eines französischen Unternehmens, Aldebaran, das von der japanischen Firma Softbank gekauft wurde. Der Roboter ist bei den Kindern, und sie können über ihn nach den Kindern sehen, weil er eine Kamera hat. Hilfskräfte mit eingeschränkten kognitiven oder körperlichen Fähigkeiten könnten die ihnen anvertrauten Kinder misshandeln. Babysitter könnten rauchen oder Essen zubereiten, das nicht frisch ist. Wenn Sie eine Maschine haben, der Sie vertrauen, auf die Sie sich verlassen können und die Programme hat, die von Menschen entworfen und gut programmiert wurden, ist es so, dass Maschinen Assistenzaufgaben übernehmen könnten.

Sind Roboter in bestimmten Situationen den Menschen oder Tieren vorzuziehen?
„Komm her!“ Der Plüschroboter Lovot fährt blinzelnd auf den Sprecher zu.

„Komm her!“ Der Plüschroboter Lovot fährt blinzelnd auf den Sprecher zu. (© Hannari_eli – shutterstock.com)

Ein Roboter-Kuscheltier hat sich im Umgang mit einem autistischen Kind als viel zuverlässiger erwiesen als ein lebendes Tier. Der Therapeut sollte den Roboter so programmieren, dass er dem autistischen Kind hilft, Fortschritte zu machen, zum Beispiel im kognitiven Bereich. Vielleicht kommen Sie eines Tages zu der Erkenntnis, dass maschinelle Assistenten zuverlässiger sind als menschliche.

Wenn Sie Ihren Roboter so programmieren, dass er gut zu Ihren Kindern oder zu älteren Menschen ist, kann er helfen. Ich glaube nicht an eine Welt, in der Roboter uns ersetzen werden. Aber es gibt Aufgaben, die technische Helfer übernehmen könnten, die gefährlich, eintönig und ermüdend sind. In Fabriken, im Haushalt und in Krankenhäusern. Erschöpfte Krankenschwestern könnten bei der Medikamentenausgabe Fehler machen. Roboter könnten die Medikamentenabgabe nachprüfen und alles ganz genau machen.


Professor Dr. Bruno Siciliano, geboren 1959, ist Professor für Robotik und Direktor des Laboratoriums PRISMA am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnologie der Universität Neapel Federico II. Seine Forschungsgebiete umfassen die Bereiche Kraftregelung und visuelle Robotersteuerung, Mensch-Roboter-Interaktion sowie Flug- und Servicerobotik. Er war Direktor von ICAROS, dem Interfakultären Zentrum für Roboterchirurgie, das Synergien zwischen der klinischen und chirurgischen Praxis und der Forschung über neue Technologien für computer- und robotergestützte Chirurgie schaffen soll.

Bruno-Sicialiano

Professor Bruno Siciliano

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