Shinkansen. Kaizen auf Schienen.

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Ein Zug so rasant wie eine Pistolenkugel: Der Shinkansen ist ein japanischer „Bullet-Train“, der seinesgleichen sucht. Der Einblick in die Hintergründe einer organisatorischen Meisterleistung, welche Japan von Grund auf revolutionierte.

Die Geburtsstunde einer ­japanischen Erfolgsgeschichte

Durchschnittliche ­Verspätung pro Zug liegt bei 6 Sekunden

Durchschnittliche ­Verspätung pro Zug liegt bei 6 Sekunden (©Kristina Blokhin – stock.adobe.com)

Im 20. Jahrhundert begannen viele westliche Staaten – allen voran die USA – auf den motorisierten Individualverkehr zu setzen. Der Schienenverkehr wurde abgebaut, zurückgefahren und vernachlässigt. Anders in Japan; schon früh strebte man nach einer effizienten und zuverlässigen Methode, die Metropolen aneinander anzubinden. Bereits im Kaiserreich begann das Spiel mit der Idee eines Hochgeschwindigkeitszuges. In der Nachkriegszeit wurden die Pläne schließlich konkreter. 1950 erreichte der erste Shinkansen-Prototyp mit 163 km/h bereits einen Geschwindigkeitsrekord und ebnete den Weg für ein modernes und vernetztes Japan. Die erste Strecke des ­Shinkansen verband die Hauptstadt Tokio mit der Hafenstadt Osaka.

Geschwindigkeiten bis zu 320 km/h

Geschwindigkeiten bis zu 320 km/h (©Yongyuan Dai / istockphoto.com)

Wie üblich in Japan wurde das staatliche Schienenprojekt pünktlich und innerhalb des geplanten Budgets fertiggestellt. Der Shinkansen war ein voller Erfolg und wurde bis Anfangs der Achtzigerjahre auf vier hochmoderne Strecken ausgebaut, welche Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h zuließen. Heutzutage werden die Züge auf den verschiedenen Shinkansen-Strecken von sechs separaten Betreibern koordiniert. Je nach Linie erreicht der Shinkansen im Regelbetrieb bis zu 320 km/h und operiert seit seiner Inbetriebnahme ohne nennenswerte Unfälle.

Reibungslos dank dem Streben nach unendlicher Verbesserung

Jährlich über 150.000.000 Passagiere

Jährlich über 150.000.000 Passagiere (©krblokhin / istockphoto.com)

Wer bei sechs einzelnen Betreibern ein organisatorisches Chaos befürchtet, war noch nie in Japan. Obwohl jährlich über 150 Millionen Passagiere mit dem Shinkansen reisen, liegt die durchschnittliche Verspätung pro Zug bei sechs Sekunden (die Verspätungen des Shinkansen werden in Sekunden angegeben!). Während Bahnreisende in mitteleuropäischen Bundesrepubliken mit rot-weißen Zügen nur von solchen Zahlen träumen können, ist eine solche Effizienz in Japan ein Ding der Selbstverständlichkeit. Dies kann kulturell damit begründet werden, wie Probleme in Japan angegangen werden.

Grundsätzlich bestehen zwei Möglichkeiten, auf ein Problem zu reagieren:
1. Folgen des Problems beheben, Verwunderung, Bedauern etc. ausdrücken, Schuldzuweisungen verteilen und fortfahren wie zuvor.
2. Ursachen des Problems analysieren, beheben und damit dafür sorgen, dass der Fehler kein zweites Mal auftritt.

Die zweite Option wird in Japan traditionell bevorzugt. „Kaizen“ bezeichnet die japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie. „Kaizen“ bezeichnet die japanische Lebens- und Arbeitsphilosophie. Sie beinhaltet die kontinuierliche Verbesserung und das Streben nach unendlicher Perfektion. Der Shinkansen ist ein großartiges Symbol für Kaizen und zeigt bildlich vor, wie die Philosophie im Alltag angewendet wird. Kleinste Verzögerungen, Unterbrechungen oder technische Mängel werden von den Bahngesellschaften untersucht. Sowohl auf technischer, als auch personeller Ebene gelten strenge Vorgaben und Ziele, welche nicht zu verfehlen sind. Disziplin und Pünktlichkeit gehören in Japan zu den bedeutendsten gesellschaftlichen Werten und legen den Grundstein für den reibungslosen Betrieb des Shinkansen.

Auch die Schienen sind eine ­technische Meisterleistung

Mit dem Shinkansen besitzen die Japaner nicht einfach „nur“ einen Schnellzug, sondern nichts Geringeres als eine technische Meisterleistung. Die Bullet-Trains fahren auf extra gefertigten Shinkansen-Tracks und nicht etwa auf gewöhnlichen Bahnschienen. Die Gleisanlagen des Shinkansen bieten alles, was für eine sichere, pünktliche und komfortable Fahrt notwendig ist: mit Stahlbeton befestigte Fahrbahn, extra-lange Einzelschienen, Sprinkler zwischen den Schienen gegen Schnee, Eis und Feuer, drahtlose Kollisionswarnsysteme, Bogenradien von mindestens 2.500 Metern, luftdichte Tunnels und keine Bahnübergänge. Die Schnellfahrstrecken reichen von der nördlichen Insel Hokkaido über Honshu, Shikoku bis nach Kyushu im Südwesten Japans. Mit über 27.000 Kilometern gehört das Netzwerk zu den bestausgebauten Schnellzugstrecken der Welt.

Ein komfortabler Gang auf ­Wolken mit dem Shinkansen

Green Car / 1. Klasse im ­Shinkansen-Zug

Green Car / 1. Klasse im ­Shinkansen-Zug

Der öffentliche Verkehr genießt in vielen Gegenden der Welt keinen besonders guten Ruf. Er gilt als langsam, unpünktlich, schmutzig, ungemütlich und an die Unterprivilegierten gerichtet. Anders in Japan: Nicht nur ist der Shinkansen schnell, praktisch und pünktlich, er gehört auch zu den komfortabelsten und exklusivsten Fortbewegungsmitteln der Welt. Aufgeteilt sind die Schnellzüge in zwei Klassen, wobei „Ordinary“ der 2. und „Green Car“ der 1. Klasse entspricht. Die 2. Klasse des Shinkansen ist mit der 1. Klasse in Europa vergleichbar: ausgedehnte Beinfreiheit, große, bequeme Sitze und ein beeindruckendes Fahrerlebnis. Auf einigen Strecken gibt es zudem noch eine „Grand Class“, welche sogar das „Green Car“ in den Schatten stellt. Private Sitzsessel, welche sich bis zu 45 Grad verstellen lassen, Verpflegung konzipiert von Sterneköchen und eine breite Auswahl an alkoholischen Getränken. Im ­Shinkansen lässt es sich reisen!

 

 

 

 

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