Wohnen in Japan

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Wohnkultur trifft Philosophie.

WABI-SABI als ausgeglichene Innenarchitektur.

Explodierende Bevölkerungszahlen in den Großstädten bedürfen praktischer Lösungen beim Wohnungsbau. In Japan treffen die Probleme der Zukunft dabei auf eine Kultur, die sich in Bezug auf Einrichtung und Gestaltung bereits tiefgründig mit Bescheidenheit und Kompaktheit auseinandergesetzt hat.

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Wabi-Sabi ist der Name der typisch buddhistisch-shintoistischen Ästhetik, die sich in nahezu jeder Wohnstube Japans finden lässt. Ursprünglich kommt sie aus den Klöstern, Schreinen sowie Meditationsgärten und hat unlängst Einzug in die Privathäuser genommen. Wichtig ist, dass alles sehr sparsam eingesetzt wird und bei der Dekoration nur dezente Akzente gesetzt werden. Wabi-Sabi ist nicht nur Wohnkultur, sondern eine ganze Philosophie – Religion und Weltanschauung zugleich. Der Praxis liegt eine umfassende Theorie zugrunde, die auf dem buddhistischen Prinzip der drei Daseinsmerkmale beruht. Diese gehen davon aus, dass alles im ewigen Wandel, alles dem Leiden und der Unzulänglichkeit unterworfen und alles voneinander abhängig ist. Bei der Ausstattung einer Wohnung stehen Dekoration und Möbelstücke entsprechend in einer stringenten Wechselbeziehung zueinander. Asymmetrische Elemente betonen wiederum die Unvollkommenheit, welche jedes Wesen und Ding in der Welt im Kern ausmacht. Dieses Merkmal der buddhistischen Seinslehre wird zudem durch fließende Übergänge unterstrichen, die zeigen sollen, wie alles, was existiert, variabel und veränderbar ist.

Perfektion des Unperfekten.

Der Buddhismus ist eine Philosophie des Ausgleichs. Die berühmten Balancemuster werden in den meisten asiatischen Ländern durch das Zeichen von Yin und Yang dargestellt. In der japanischen Wohnkultur stehen sich Wabi und Sabi gegenüber. Ersteres kann ursprünglich als eine Art Einsamkeit und Verlorensein verstanden werden. Der Begriff ist dabei nicht grundsätzlich negativ, sondern steht eher für etwas Süßlich-Melancholisches. In Verbindung mit dem Sabi – einer Art Reife und Alterung – erreicht Wabi eine Perfektion des Unperfekten. Es soll gezielt die Schönheit durchbrochen werden, um unter einer Schicht an schillernder Ablenkung das wahre Sein hervorzuholen.

Wie sieht das ganze praktisch aus?

Die Verlorenheit in der Welt wird in Architektur und Wohnen meist durch unklare Formen und Asymmetrie ausgedrückt. Gegenstände werden roh und rau dargestellt. Die Oberflächen sind so gut wie nie glatt – auf Glasuren wird verzichtet. Ersetzt wird die Glasur eher durch eine Patina des Alterns, also durch das Sabi. Diese kann durch Verwitterung und Schmutz, aber auch durch den Einfluss der Natur entstehen. Ein klassisches Beispiel sind die Zengärten und Teehäuser, wo man die Dächer mit Moos und Gras überwuchern lässt. Teekannen und Teekessel erhalten ihren hohen Wert erst durch das leichte Anrosten der gusseisernen Außenschicht. Wer dem Konzept des Wabi-Sabi folgt, wird sich entsprechend nie einen neuen Teekessel kaufen, sondern eher bei Antiquaren auf Entdeckungstour gehen. Ähnlich steht das Prinzip der Unvollkommenheit hinter der Haiku-Poesie ebenso wie hinter traditioneller Zen-Musik und der Bonsai-Botanik.

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Einrichtungstipps: was in einer japanischen Wohnung nicht fehlen darf

Die schlichte Wohnungseinrichtung hat nicht nur ihre Gründe in Religion und Philosophie. Auch die kompakte Bauweise in den Großstädten spielt eine Rolle. Man beruht sich auf das Wesentliche und verzichtet auf überflüssigen Schnickschnack. Der Boden ist stets mit Tatami-Matten ausgelegt, die aus Reisstroh bestehen und in keinem Haushalt fehlen dürfen. Diesen Belag betritt man ausschließlich ohne Schuhe. Viele Japaner schlafen, sitzen, essen – verbringen kurz gesagt einen Großteil ihres häuslichen Alltags auf diesen Matten. In der Mitte der Wohn- und Schlafstube steht ein flacher Tisch, vor dem man im Schneidersitz z. B. speist oder sich anderen Aufgaben widmet. Mit Hilfe von Papierwänden und Schiebetüren wird der Raum bei Bedarf geteilt. Wichtig ist, dass diese Raumteiler ein warmes, milchiges Licht hindurch lassen. Daneben gibt es auch dickere Pappwände, die Fusumas, hinter denen man sich beispielsweise ungestört umziehen kann, ohne vor Gästen ein Schattenspiel aufzuführen.

Bei Ausstattung und Dekoration werden überwiegend natürliche Materialien verwendet – Plastik ist in der Innenarchitektur nicht en vogue. Dagegen dominieren Bambus, Holz, Sisal und Reispapier. Gerne stellt man in japanischen Wohnungen Keramikschalen auf, die nach den Grundsätzen von Wabi-Sabi natürlich unförmig sind und über eine raue Oberfläche verfügen. Sie werden z. B. mit Wasser, Kerzen oder Duftstäbchen gefüllt. Auch Aquarien sind ein gerne gesehenes Accessoire. Die Elemente werden meist so aufgestellt, dass sie sich am Feng Shui orientieren und somit einen optimalen Energiefluss zulassen. Achten Sie beim Besuch einer japanischen Wohnung einmal darauf, in welche Himmelsrichtungen die Möbelstücke zeigen und ob alle fünf Grund- und Energieelemente Erde, Metall, Wasser, Holz und Feuer in einer sich ausgleichenden Position im Haushalt befinden.

Ähnlich steht das Prinzip der Unvollkommenheit hinter der traditionellen Bonsai-Botanik.

Ähnlich steht das Prinzip der Unvollkommenheit hinter der traditionellen Bonsai-Botanik.

Wabi-Sabi für die eigene Wohnung

Im Westen ist Wabi-Sabi mit Bewegungen wie New Age und Feng Shui unlängst in der Inneneinrichtung angekommen. Was japanische Wohnkultur vor allem bedeutet, ist aber Verzicht. Der betonte Minimalismus schafft mehr Raum, in dem Seele und Körper durchatmen können. Auch ohne tiefgründige Esoterik lohnt es sich, darüber nachzudenken, welche Dinge und Dekoelemente man im Haushalt wirklich braucht und welche nicht. Wer auf Wabi-Sabi umsteigt, erhält immerhin eine Wohneinrichtung, die mit Eleganz, Stil und Schlichtheit überzeugt. Glanzpunkte setzen die asymmetrischen Keramikprodukte, die natürlich praktisch sein und im Alltag Anwendung finden sollen.

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